Storytelling - Planen Sie eine Produktion
Um Zuschauer anzulocken, gibt es nichts Besseres, als eine spannende Geschichte zu erzählen. Ob es sich um einen Text, ein Foto oder ein Video handelt, es ist der beste Weg, um die Aufmerksamkeit des Zuschauers zu gewinnen. Umso wichtiger ist es, die Grundlagen des Storytellings zu beherrschen. Charaktere und Spannungsbögen und Handlungsstränge, Helden/Heldinnen und Schurken müssen definiert und ein Drehbuch geschrieben werden. Aber zuerst braucht man eine Idee.
Alles beginnt mit einer Idee
Wenn Einzelpersonen oder Gruppen eine Produktion planen, liegt ihr zunächst eine bestimmte Idee zugrunde. Der Anlass kann z. B. ein Wettbewerb sein. Die Aussicht auf einen Gewinn ist auch ein Anreiz für junge Menschen, "dranzubleiben". Wenn Sie als Jugendarbeiter keinen externen Wettbewerb finden, ist es auch eine gute Möglichkeit, selbst einen Wettbewerb zu starten. So können Sie Werbung für die Medienarbeit der Einrichtung machen und vielleicht auch andere Jugendliche oder Jugendeinrichtungen für eine Zusammenarbeit gewinnen. Durch Sponsoring sind auch Sachpreise möglich, aber für jüngere Menschen ist eine Urkunde vielleicht schon Anreiz genug, ebenso wie eine Leinwand oder Bühne vor einem großen Publikum. Einen eigenen Wettbewerb ins Leben zu rufen, ist jedoch mit viel Arbeit verbunden und erfordert eine gewisse Planung. Am besten ist es, den Teilnehmern ein Thema vorzugeben, mit dem sie arbeiten können, und die Länge der Filme und die Produktionszeit zu begrenzen. Junge Menschen wollen oft das nachahmen, was sie selbst konsumieren. Manchmal unterschätzen junge Leute den Aufwand, den es braucht, um einen Film zu machen, und träumen davon, einen 90-minütigen Hollywood-Film zu drehen. Unserer Erfahrung nach sind 90 Sekunden eine viel bessere Länge.
In der Dramaturgie spricht man von den "großen Themen", die die Menschen mit ihrer Aufmerksamkeit anziehen. Erfolgreiche Filmemacher präsentieren diese Themen immer in ihren Filmen:
- Liebe/Erotik
- Tod/Überleben
- Ruhm/Erfolg
- Macht/Politik
- Wirtschaft/Geld
- Rache
- Selbsterfahrung
Für die Filmproduktion sollten Sie sich zunächst überlegen, was Sie filmen wollen. Das kann z. B. eine Geschichte, ein Sachverhalt, ein technischer Vorgang, ein Streit oder eine ähnliche Situation im Alltag usw. sein. Natürlich können auch "nicht-alltägliche Begebenheiten" (z. B. Science-Fiction) als Idee dienen. Um die Idee zu entwickeln, lohnt es sich, zunächst ein Brainstorming mit den Jugendlichen durchzuführen und dann in Form einer Mind Map die Verbindungen zwischen den Handlungssträngen und Figuren zu skizzieren.
Ein Video soll in der Regel eine Aussage machen, etwas erklären oder kritisieren. Der/die Videomacher wollen eine Zielgruppe in ihrer Gemeinschaft (Gesellschaft, Land, Stadt, Gemeinde, Schulklasse, soziale Medien...) ansprechen und erreichen. Je nachdem, wie das Video gemacht ist, kann es überzeugen, manipulieren, informieren, schockieren, unterhalten, lehren usw. Um das eine oder andere Ziel zu erreichen, ist es notwendig, die ursprüngliche Idee in Form einer kurzen Beschreibung des geplanten Ablaufs des Films zu skizzieren (maximal eine halbe Seite). Filmfachleute bezeichnen dies als Exposé.
Das Exposé lässt sich am einfachsten in der folgenden Form als narrativer Satz schreiben:
"Ich erzähle Ihnen heute die Geschichte dieser Hauptfigur mit den folgenden Eigenschaften und diesem Handlungsmotiv. Die Hauptfigur ist mit dieser Herausforderung (Gegner, Konflikt, Aufgabe, Hindernis, Unsicherheit, Irritation) konfrontiert Eine bestimmte Rolle wird von diesen Nebenfiguren gespielt. Sie stehen im Zusammenhang mit der Hauptfigur oder dem Hindernis oder der Veränderung. Diese Veränderung/Entwicklung geschieht mit der Hauptfigur. Die Geschichte spielt sich an diesem Hauptschauplatz und an weiteren Nebenschauplätzen ab. Die Geschichte entwickelt sich entlang dieses "unverzichtbaren" roten Fadens und könnte mit der folgenden Ausgangssituation beginnen." (übersetzt aus Gregor Alexander Heussen: "Der Erzählsatz" 2007 (ISBN 978-3-00-028648-3))
Beim Schreiben des Exposés wird klar, dass man sich auch mit Dramaturgie beschäftigen muss, wenn man einen Film machen will.
Drehbuch - das Drama planen
Wichtig für eine gute und fesselnde Geschichte ist ihr dramaturgischer Aufbau. Es gibt dramaturgische Abläufe, die schon in antiken Dramen verwendet wurden. Kurz gesagt, kann die Struktur in 5 Punkte gegliedert werden:
- Er beginnt mit einer Einleitung (Exposition). Das Publikum wird mit dem Schauplatz des Films bekannt gemacht. Die Charaktere und einige ihrer Eigenschaften werden vorgestellt. Es gibt eine erste Andeutung des zentralen Konflikts.
- Die Entwicklung/Steigerung der Handlung. Die Beziehungen zwischen den Akteuren werden aufgezeigt. Die Situation spitzt sich mehr und mehr zu. Es geschehen Ereignisse, die zu einem Konflikt führen.
- Die Eskalation des Konflikts - der Höhepunkt. Die Handlung erreicht ihren Höhepunkt. Die Hauptfiguren befinden sich im zentralen Konflikt und es muss eine Lösung gefunden werden.
- Wendepunkt/Verlangsamung der Handlung. Die Handlung verlangsamt sich, um die Spannung auf ihren Ausgang zu erhöhen. Je nach Akteur kann sie sich zum Guten oder zum Schlechten wenden.
- Katastrophe oder Auflösung. Für die Hauptfiguren tritt eine Katastrophe ein, oder alle Probleme werden gelöst, und der Film endet mit einem Happy End.
Diese fünf Strukturelemente sollten für den logischen Verlauf und Aufbau einer Geschichte beachtet werden. Wenn ein anderes Format als ein Spielfilm gewählt wird (z. B. eine Talkshow), ist eine Planung entlang dieser fünf Elemente nicht unbedingt erforderlich. Dennoch ist es notwendig, sich im Vorfeld Gedanken zu machen, z. B. was das zentrale Thema ist oder in welchem Rahmen und mit welchen Teilnehmern eine Gesprächsrunde stattfinden soll. Auch der Moderator einer Talkshow muss Dramatik in die Sendung bringen, sonst wird sie langweilig.
In der postmodernen, digitalen Welt der sozialen Medien, in der junge Menschen leben, ist die Zeit für die Entwicklung eines Dramas oft sehr begrenzt. Geschichten auf Instagram, Facebook und Tik Tok zum Beispiel müssen sofort Aufmerksamkeit erregen. Deshalb komprimieren sie manchmal den dramatischen Bogen und beginnen mit dem Höhepunkt des Konflikts und enden mit der Lösung.
Das Exposé dient als Diskussionsgrundlage für alle Beteiligten im weiteren Verlauf der Arbeit an einem Videoprodukt. Die gemeinsam erarbeiteten Änderungen und Verbesserungen werden schriftlich festgehalten. Damit ist die Grundlage für die Videoproduktion gegeben. Die überarbeitete Version des Exposés, die im Laufe der weiteren Entwicklung mit ihren Streichungen und Ergänzungen ausgearbeitet und verbessert wird, wird als Drehbuch oder Screenplay bezeichnet.
Bestimmte Punkte werden ausführlicher behandelt, wie z. B. die Frage nach dem Spannungsbogen der Geschichte, dem Drehort oder der Länge des Videos. Im weitesten Sinne ist das Drehbuch die Story-Bühne für die Produktion, die für die Dreharbeiten vorbereitet wird. Der Dialog wird konkret ausgearbeitet. Die Dialoge (Spielfilm) oder Kommentare (Dokumentarfilm) sollten ebenfalls im Drehbuch festgehalten werden.
Quelle: https://thescriptsavant.com/pdf/JerryMaguire.pdf
Beispiel Drehbuch für einen Hollywood-Film
Behandlung und Vorproduktion
Die Beschreibung des Handlungsinhalts, die Art der Handlung, die im Video dargestellt werden soll, bis hin zu den Details der technischen Ausführung, sind Bestandteile des Treatments. Ort, Tageszeit, Requisiten etc. müssen benannt und detailliert beschrieben werden. Der Dialog wird konkret ausgearbeitet. Auch Fragen wie eventuell notwendige Drehgenehmigungen für bestimmte geplante Aufnahmen oder finanzielle Aspekte sollten im Treatment berücksichtigt werden. Requisiten und Dekorationen sollten aufgeschrieben werden und müssen vor Beginn der eigentlichen Dreharbeiten beschafft oder gebaut werden.
Für Jugendliche ist das oft der Punkt, an dem sie keine Freude mehr am Schreiben haben und endlich filmen wollen. Während der Produktion zeigt sich jedoch schnell, ob die schriftliche Vorbereitung ausreichend war. Am Drehort kann es zu endlosen Diskussionen kommen und ganze Produktionen können scheitern.
Vor Beginn der Dreharbeiten ist es möglich, das Drehbuch im Detail zu bearbeiten. Dies kann in rein schriftlicher Form geschehen, als Transkription (mit genauen Beschreibungen von Bild- und Tonelementen, aufgeschlüsselt auf die einzelnen Takes), aber es ist auch der Schritt möglich, ein vorhandenes Drehbuch in eine visualisierte Version umzuwandeln. Die verbal beschriebene oder geschriebene Handlung wird so transformiert und anschaulich gemacht. Jeder erinnert sich, wie ein "Film" vor dem so genannten "geistigen Auge" abläuft, zum Beispiel beim Rezitieren eines Gedichts, beim Hören von Musik oder beim Lesen. Es ist, als hätte man eine "innere Leinwand", auf die die einzelnen Bilder des Gehörten oder Gelesenen projiziert werden. Man "malt" etwas im übertragenen Sinne. Allerdings sehen diese Bilder im Kopf des Drehbuchautors natürlich bei jedem anders aus. Deshalb ist es oft sinnvoll, mit sogenannten "visualisierten Drehbüchern", den Storyboards, zu arbeiten.
Mit Hilfe von einfachen Formen und einem Bleistift wird eine Form des Drehbuchschreibens auf Papier angeboten, mit der jeder individuell seinen "Film" und seine Gedanken zur Umsetzung des Themas anschaulich darstellen kann. Keiner muss ein Zeichenkünstler sein. Auch Strichmännchen und perspektivische Skizzen können das geplante Setting verdeutlichen. Es gibt heutzutage sogar digitale Apps für das Storyboarding (z.B. die kostenlose App "Storyboarder" von "wonder unit" für Mac, Windows und Linux), aber die Lernkurve für dieses Tool ist steil und die Jugendlichen werden Probleme haben, es sofort in Gang zu bringen.
Eine weitere interessante Variante der Visualisierung ist das Fotostoryboard. Dabei werden zur besseren Veranschaulichung fotografische Bilder der gewünschten Umgebung oder Einstellung verwendet und gleichzeitig das Zeichnen vermieden. Hier können die Jugendlichen mit ihren Smartphones auf eine Foto-Rallye gehen und mit Aufnahmegrößen und Perspektiven experimentieren.
Storyboards bieten nicht nur die Möglichkeit, den Bildteil zu verdeutlichen, sondern sollten auch je einen Abschnitt für die genaue Beschreibung der Einstellung, für den Ton und andere Notizen (Spezialeffekte, wichtige Objekte, etc.) haben.
Um sicherzustellen, dass Sie während der Dreharbeiten nichts vergessen, sollten Sie auch einen Drehplan erstellen (vor allem bei längeren Produktionen). Darin planen Sie, was, in welcher Reihenfolge, wo und mit wem gedreht werden soll. Die erste Szene kann auch als letzte gedreht werden. Alle Szenen an einem Ort sollten gedreht werden, bevor man zum nächsten weitergeht. Spätestens hier sollten Sie auch klären, ob Sie für den geplanten Drehort eine Drehgenehmigung haben oder benötigen und im Falle eines Dokumentarfilms sollten Interviewpartner gefunden worden sein.
Schließlich brauchen Sie natürlich auch einen Teamplan. Wer muss bei den Dreharbeiten anwesend sein? Wer kümmert sich um Kamera, Tonaufnahme und Beleuchtung, wer stellt die Fragen oder führt Regie und wer steht vor der Kamera? Spätestens hier wird klar, dass Filmemachen immer ein Teamprojekt ist. Jugendbetreuer in Jugendeinrichtungen müssen manchmal vermitteln, wenn z.B. alle die Kamera bedienen wollen. Es gibt auch die Möglichkeit, keine festen Rollen hinter der Kamera zu vergeben, damit jeder in allen Bereichen Erfahrungen sammeln kann.
Beispiel für ein Storyboard
So, jetzt können wir anfangen zu drehen! Aber Moment mal, wie funktioniert das technisch? Das werden wir in den nächsten Kapiteln erklären.
Wichtige Konzepte
Exposé: Ist der erste Schritt zur Planung eines Films. Legen Sie das Thema Ihres Films und die grobe Handlung fest. Wer ist die Hauptfigur und was ist der dramaturgische Konflikt, dem sie ausgesetzt ist? Das Exposé sollte kurz und präzise sein.
Dramaturgischer Aufbau: Traditionelle Dramen haben 5 Punkte und können als ein Bogen beschrieben werden. Es beginnt mit einer Einführung/Exposition, dann folgt eine Entwicklung/Steigerung der Handlung, und als nächstes kommt die Eskalation des Konflikts - der Höhepunkt. Am Wendepunkt kommt es zu einer Verlangsamung der Handlung und zum Schluss zur Katastrophe oder zur Auflösung mit einem Happy End.
Storyboard: Eine Visualisierung der geplanten Produktion Bild für Bild.
Zusätzliche Ressourcen
Storyboard-App - https://wonderunit.com/storyboarder/
Eingehende Analyse des Films "Lola rennt": https://lola-rennt.neue-wege-des-lernens.de/lola/index_en.html
Gregor Alexander Heussen: "Der Erzählsatz" 2007 (ISBN 978-3-00-028648-3)
Video-Materialien
CiMe E-Tutorial "Erstellung von Inhalten":
Grundlagen des Filmemachens Spannung erzeugen: